Hass
Der Sommer geht und der Herbst ist auf dem Vormarsch.
"Was sitzt du
hier herum, mach dass du an die Arbeit kommst. Du bist genauso unnütz wie
deine Mutter!"
"Aber ich bin so müde."
"Immer bist du müde! Wovon? Vom faul
herumsitzen?"
"Domi, das Kind hat den ganzen Tag gearbeitet. Nun gönn ihr
mal ein wenig Ruhe."
"Halte dich da raus, Mutter!"
Wann immer man denkt, es kann nicht schlimmer werden, wird es schlimmer.
Eines
Tages bringt Domi die dunkelhäutige Najuma mit nach Hause. Als Kind wurde sie
aus einem fernen Land verschleppt und als Sklavin verkauft. Als sie älter
wurde, verliebte sich ein Krieger in sie, gab ihr die Freiheit und nahm sie
zur Frau. Im letzten Sommer kam er bei einem Raubzug um.
Und nun hat sie sich den neuen Jarl geangelt. Wochenlang verlassen die Beiden kaum das Lager.
Domi ist ganz vernarrt in die dunkelhäutige Schönheit.
Selten hat Domi mehr als ein paar Nächte mit der selben Frau verbracht. Doch
von Najuma scheint er nicht genug zu kriegen.
Als wenn es nicht reichen
würde, dass jeder von draußen hören kann, was hier abgeht. Nein, Bree ist auch
noch gezwungen, es mit anzusehen.
Bree muss die Beiden auch noch bedienen! Najuma behandelt sie wie eine
Bedienstete und Domi findet das auch noch gut. All die Demütigungen schluckt
Bree nur wegen ihrer Kinder. Sie kann sie nicht verlassen und Domi würde nie
zulassen, dass sie auch nur eines mitnimmt.
"Bring uns was zu essen und
mehr Met, Weib."
"Sie soll sich sich beeilen, ich habe einen
Bärenhunger."
"Hast du gehört, trödele nicht herum! Meine Schöne ist
hungrig!"
Doch als Domi einmal zum austreten das Lager verläßt, macht Bree ihrem Ärger
Luft.
"Du Dreckskerl! Ich mache das nicht mehr mit! Wieviele Schlampen
willst du denn noch anschleppen?"
"Na du und deine vertrocknete Pflaume lasst mich ja nicht mehr ran. Irgendwer muss mir ja Söhne schenken! Schwing deinen nutzlosen Arsch ins Haus und mache uns was zu essen!"
Doch Najuma ist offenbar nicht damit zufrieden, Domis Bettgefährtin zu
sein.
"Du willst dass ich dich heirate? Aber ich habe schon eine
Frau."
"Aber du hasst sie. Wieso hast du nicht längst die Verbindung
aufgelöst? Wir beide passen so viel besser zusammen."
"Wieso sitzen wir noch hier und reden?"
Najuma hat sich in den Kopf gesetzt, die Frau vom Jarl zu werden. Und dazu ist ihr jedes Mittel recht.
Tag und Nacht arbeitet sie unermüdlich daran, Domi möglichst bald einen Sohn zu schenken.
Und wann immer sie Bree über den Weg läuft, grinst sie ihr hämisch ins Gesicht und sagt Dinge wie: "Fang schon mal an zu packen!" Oder: "Ich sorge dafür, dass er dich davon jagt!"
Als sie von morgendlicher Übelkeit geplagt wird, befühlt sie ihren leicht
gerundeten Bauch. Endlich ist es soweit.
Freudestrahlend überbringt sie Domi die Botschaft: "Ich bekomme ein Kind."
"Ja, ganz sicher."
"Glaubst du es wird ein Junge?"
"Oh ganz bestimmt. Ich werde dir einen ganzen Stall voll Jungs schenken."
"Bei Odin, du durchtriebenes Miststück. Das ist alles was du kannst oder? Auf
dem Rücken liegen und die Beine breit machen. Glaub nicht, ich lasse mich von
dir vertreiben!"
"Was machst du für einen Wind, Bree? Du wolltest mich ja nicht mehr in dein
Bett lassen. Nun wird sie die Mutter meiner Söhne."
"Domi, läßt du etwa zu, dass sie so mit mir reden?"
"Ich habe gewonnen, sieh es ein. Tu dir selbst einen Gefallen und verschwinde freiwillig."
"Niemals!"
Sie rückt noch näher und flüstert Bree ins Ohr: "Du willst doch nicht, dass deinen Kindern was passiert?"
Wütend schubst Bree Najuma von sich. "Wage es ja nicht! Wenn du ihnen auch nur ein Haar krümmst..."
In dem Moment kommt Domi wieder herein.
"Domi! Sie hat mich geschlagen,
hast du das gesehen?"
"Sie will dass ich deinen Sohn verliere!"
"Du verlogenes Miststück!"
"Das reicht, Bree. Du bist zu weit gegangen." Najuma schleppt sich auf die
Bank und tut so als hätte sie große Schmerzen.
"Du kannst ihr doch nicht wirklich glauben? Sie ist eine Lügnerin, sie lockt dich in eine Falle und du fällst darauf herein."
"Genug! Du bist eine Gefahr für meinen ungeborenen Sohn!"
"Ich löse unser Verbindung auf. Ab sofort bist du nicht mehr meine Frau. Geh,
ich will dass du mein Haus verläßt. Sofort!"
"Ihr Götter, dass kann doch
alles nicht wahr sein! Das kannst du doch nicht machen, Domi!"
Und ob er kann. Wütend zerrt Domi Bree nach draußen.
"Geh,
bevor ich mich vergesse!"
"Aber die Kinder...."
"Die Kinder bleiben hier und du wirst sie nie wiedersehen. Wage dich nicht nochmal in unsere Nähe oder die Götter mögen dir gnädig sein. Und jetzt verschwinde, bevor ich es mir anders überlege und dich gleich umbringe!"
Fassungslos müssen die Kinder mit ansehen, wie ihr Vater ihre Mutter davon
jagt.
Loda versucht alles um die Kleinen zu trösten. Mehr kann sie nicht tun, denn Domi hört schon lange nicht mehr auf sie.
Und Floki? Der ist wütend. So unglaublich wütend. Aber was kann er tun? Er ist doch noch ein Kind. Ein Kind dass seinen Vater mit jedem Tag mehr hasst.
Der Herbst geht gerade mal dem Ende zu, doch wie es scheint hat Domi auch die Götter auf seiner Seite.
Wieso sonst sollte es ausgerechnet heute Nacht anfangen zu schneien?
Müde und frierend kämpft sich Bree durch den immer stärker werdenden
Schneefall.
Als der Morgen graut, ist sie kurz davor sich der Kälte zu ergeben. Wo soll sie nur hin? Was soll sie tun?
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